Sommer, Palmen, Sonnenschein – was trinkt der Bierfreund? Kaltgehopfte Craftpils? Summer-Ales? Saure Lambics? Die Hopfenjünger planten am vergangenen Samstag einen Imperial Stout-Abend. Und passend zum Thema spielte Petrus mit – wie immer, wenn wir sowas planen – und bescherte uns kühle Temperaturen und Regen. Röstmalz, Schokokaffee- und dunkle Fruchtnoten bei 30 Grad wären auch interessant geworden.
Im Mittelpunkt des Interesses stand an diesem schwarzen Abend das Imperial-Stout-Paket der Brauerei Schönram. Schönramer ist ja bekannt für sein weltmeisterliches Pils. 2014 heimste Brauer Eric Toft den Word Beer Cup für das beste Pils deutschen Stils ein. Ob Toft auch schwarzes Gold kann? Neben zwei „normalen“ beinhaltet die Kiste vier Imperial Stouts unterschiedlicher Fasslagerungen. Das bedeutet, das Schönramer Imperial Stout wurde jeweils 14 Monate in einem der folgenden Fässer gelagert:
- Fino Sherry
- Ruby Port
- Kentucky Bourbon
- Islay Single Malt Whisky
Nun, wie vergleicht man 5 verschiedene Biere? Um das einigermaßen systematisch zu machen, nehmen wir uns zu Beginn das einfache, nicht fassgelagerte Schönramer Imperial Stout zur Brust. Neben den stiltypischen Noten von Röstmalz, Kaffee und Kakao fällt uns die Bittere auf, die man aromatisch mit verbrannter Brotkruste beschreiben kann. Mit zunehmender Temperatur und Atmung kommen dunkle Früchte hinzu. Nun wird es natürlich interessant, wie sich dieses Bier entwickelt, wenn man es noch über ein Jahr in einem Fass gelagert hat. Welche Aromen konnte das Fass an das Bier abgeben? Unsere Verkostungstaktik sieht vor, dass wir nun folgend erst die beiden Weinvertreter gegenüber stellen und danach die whiskyfassgelagerten Stouts testen.
Bei der Ruby-Port- und der Fino-Sherry-Variante fällt uns auf, dass beide einen Tick zu stark karbonisiert sind. Beim Ruby Port allerdings stellt das kein allzu großes Problem dar, dieses Bier ist ein richtig tolles fassgelagertes Imperial Stout. Schön rund kommt es an – dunkle, kandierte Früchte gesellen sich zu Holztönen und Nuancen von Rotwein und Kakao. Das Fino Sherry ist auch süßlich, eingelegte Früchte, kaffeebitter, aber wie bereits erwähnt stört hier ein wenig die Kohlensäure, die das Geschmackserlebnis etwas schwieriger gestaltet.
Als nächstes stehen nun die whisk(e)yfassgelagerten Biere an, zuerst das Kentucky Bourbon. Interessant: Als einziges Bier im Sortiment kommt es mit 11% Alkoholgehalt daher, die restlichen Vertreter geben sich mit 9,5 Umdrehungen etwas leichtfüßiger. Was sagt die Sensorik? Na klar, Vanille – geschmeidig, aber alkoholisch – wiederum dunkle Früchte und karamellisierter Zucker – sehr lecker. Wer allerdings bei der Variante Islay Single Malt Rauch erwartet hat, wird enttäuscht. Der Geruch ist schon deutlich weniger ausgeprägt. Im Geschmack natürlich auch wieder Röstmalz, fruchtig, wobei es in die Richtung grüner Apfel tendiert. Wenn grüner Apfel ein Fehlaroma ist, gibt’s natürlich Schlimmeres, aber es passt eben nicht in die Kategorie rauchiger Whisky. Bitte nicht falsch verstehen! Auch dieses Bier schmeckt rund und ist okay. Vielleicht haben wir auch einfach eine schlechte Flasche erwischt.
Fazit: Schönramer kann Imperial Stout!! Das einfache Imperial Stout ist ein richtig guter Vertreter seines Stils. Testsieger ist die Ruby-Port-Variante, ein ausgezeichnetes, fassgelagertes Imperial Stout. Mit einer öligeren Textur und einem Tick weniger Kohlensäure würde es zu den ganz Großen (weltweit!) gehören. Sehr gut ist auch die Kentucky-Bourbon-Ausgabe. Vanillenoten im schwarzen Gold kommen immer stark. Das Fino Sherry leidet ein wenig an der Kohlensäure und das Islay Single Malt wirkt unbalanciert, wobei es keinesfalls schlecht schmeckt. Insgesamt ist diese Edelbier-Kollektion eine wahre Freude und bietet dem Liebhaber schwarzen Biergenusses ein tolles Erlebnis.
Lobend muss noch erwähnt werden, dass man hier für 29,90 EUR einen absolut fairen Preis hat, denn neben den 6 Flaschen schwarzen Bierglücks ist auch noch ein Schönramer Verkostungsglas in der Pappbox.